Von unsichtbar bis unübersehbar – die blauflüglige Ödlandschrecke
Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) wirbt – als Tier des Jahres 2023 von Pro Natura gewählt – für den Schutz vergänglicher Naturparadiese. Die wärmeliebende Heuschrecke mag karge Flächen mit wenig Vegetation. Sie beherrscht die Kunst der Tarnung ebenso wie den spektakulären Auftritt.
Sie ist perfekt an die Farbe ihres Untergrundes angepasst: Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist selbst auf kurze Distanz kaum zu entdecken. Das ändert sich abrupt, wenn man dem Tier zu nahe tritt. Dann wirft sich das rund 2 cm grosse Insekt in die Luft, entfaltet seine blau-schwarzen Flügel und schwirrt davon. Doch kaum leuchtet das überraschende Farbenspiel auf, ist es auch schon vorbei. Das Tier landet und wird von der Landschaft buchstäblich verschluckt.
Viele natürliche Lebensräume des Tiers sind in den letzten 100 Jahren zerstört worden. Kiesgruben, Bahnareale oder anderes «Ödland» wie leicht verwilderte Gewerbeareale bieten der Insektenart willkommene Ersatzbiotope.
In der Schweiz ist sie im Wallis, Tessin und entlang des Jurasüdhangs verbreitet. Auch zerstreut in der Nordschweiz, teilweise mitten in der Stadt ist das Insekt anzutreffen. Sie gilt als Zeigerart. Das heisst, wo sie lebt, ist die Biodiversität hoch und es gibt noch viele andere Arten.
Die 115 in der Schweiz heimischen Heuschreckenarten sind nur eine kleine Gruppe innerhalb der rund 30’000 bisher bekannten einheimischen Insektenarten. Die Artenvielfalt und besonders auch die Menge an Insekten nimmt in der Schweiz seit Jahrzehnten dramatisch ab. 60 Prozent der Insektenarten sind bedroht. Heuschrecken sind Gradmesser für diese Entwicklung.
Lebt sie auch in Dietlikon?
Ein Beispiel, wie man Lebensraum für bedrohte Arten wie die Ödlandschrecke und viele andere Insektenarten wieder herstellen und anbieten kann, ist die 2022 fertig erstellte Umgebung der LUZI AG im Gewerbegebiet Aegert in Dietlikon.
Der Naturschutzverein NVVBDW bietet eine Führung durch das Gelände unter Leitung von Moni Müller an, welche das Gebiet gestaltet hat.
Bild AGW : Geröll und Kies, etwas Kraut: Auf dieser neu erstellten Ruderalfläche bei der LUZI AG würde sich die blauflügelige Ödlandschrecke wohl fühlen.
Wer weiss, vielleicht findet sie bald einmal den Weg nach Dietlikon.
Exkursion: Naturräume im Gewerbegebiet Aegert, Samstag, 10. Juni 2023, Treffpunkt 10.00 Uhr, Riedwiesenstrasse 5